Die Meinungen über Gigandet – besonders zu den aktuellen Modellen
– gehen weit auseinander: Der eine spricht von einer „günstigen Hommage-Zwiebel“ oder einem „Submariner-Klon“, der nächste straft die Zeitmesser mit dem Begriff „Chinaböller“ ab. Ich wollte mir selbst eine Meinung bilden und habe ein Angebot bei Amazon genutzt, um mir die Uhr einmal genauer anzuschauen. Seit längerer Zeit bin ich daher Besitzer der Gigandet Sea Ground G2-022 mit Edelstahlgehäuse und Gunmetal-Beschichtung sowie dunkelblauem, geschliffenen Zifferblatt.
Noch nie von Gigandet gehört?
Die Marke Charles Gigandet S.A. wurde 1959 im schweizerischen Tramelan gegründet. Gigandet belieferte u.a. die amerikanische Firma Wakmann Watch Co. mit Uhren, welche auch Uhren von Breitling und Buren zu dieser Zeit verkaufte. Nach einem Bankrott im Jahr 1999 wurde der Markenname Gigandet von der Firma Blanchefontaine SA. im Jahr 2011 wieder eingetragen und neu belebt.
Da ich mir vergangenes Jahr für den anstehenden Urlaub sowieso eine neue Taucheruhr zulegen wollte, kam mir ein Blitzangebot bei Amazon gerade recht. Immer wieder hatte ich in der Auflistung mal eine Uhr von Gigandet gesehen, doch mich nie sonderlich dafür interessiert, da ich eigentlich kein Freund von der Datumslupe bin. Ich finde diesen Tropfen auf dem Glas einfach störend und unansehnlich. Daher war ich bisher auch kein großer Freund der Rolex Submariner Date. Nichtsdestotrotz trage ich die Gigandet Sea Ground mittlerweile doch sehr gerne. Besonders im Sommer macht sie, zusammen mit Jeans und Shirt, einen lässigen Eindruck am Handgelenk. Zudem sind das geschliffene Zifferblatt und die dunkelblaue Lünette absolute Hingucker in der Sonne.
Ein toller Farbmix aus Gunmetal und Dunkelblau
Das mattierte Gehäuse aus 316L-Edelstahl mit dunkelgrauer Beschichtung (Gunmetal) macht einen guten Eindruck und fühlt sich durchaus hochwertig an. Mit einem Durchmesser von 43 mm hat die Uhr eine noch gut tragbare Größe und wirkt mit einer Höhe von knapp 15 mm recht ausgeglichen und nicht allzu wuchtig. Der verschraubte Gehäuseboden kommt ohne Beschichtung daher, dafür aber poliert und mit einem sehr schönen Relief eines Zweitmast-Schiffes, welches sich gut unter einer Taucheruhr macht.
Das Zifferblatt sowie die einseitig drehbare Lünette sind im selben grandiosen Blauton gehalten, was ich absolut gelungen finde. Die Griffigkeit der Lünette ist gut, sie lässt sich einfach drehen und rastet gut ein. Die Minuteneinteilung verläuft nur bis zur 3-Uhr-Position, danach verlaufen die Ziffern auf der Lünette in einer 5-Minuten-Einteilung bis zur 60 Minute, die, wie üblich bei Taucheruhren, mit einem Dreieck dargestellt wird und zusätzlich noch einen lumineszierenden Punkt bekommen hat.
Alles im (altbekannten) Blick, oder doch nicht?
Das Design des Zifferblattes hinterlässt bei dem ein oder anderen Rolexianer wahrscheinlich einen kritischen Blick mit hochgezogener Augenbraue. Einige Merkmale wie die Zeiger, die besagte Lupe und die Form der Indizes erinnern zum Beispiel ganz klar an die berühmte Rolex Submariner Date. Und doch bietet Gigandet auch einige Individualisierungen, die sich vom großen – und um ein vielfaches teureren – Vorbild unterscheiden.
Schön finde ich zum Beispiel das kleine „G“ am Sekundenzeiger, welches übrigens auch auf der Krone verewigt wurde. Die Minuteneinteilungen sind bei der Gigandet schön lang und dick, was zu einer sehr guten Ablesbarkeit führt. Auch haben die Stunden- und Minutenzeiger etwas mehr Leuchtmasse abbekommen und fallen daher etwas größer aus, als die vieler anderer Taucheruhren.
Das geschliffene Zifferblatt ist mit einer Datumsanzeige ausgestattet, welches mit der Datumslupe gut zu erkennen ist. Für eine angenehme Ablesbarkeit der Uhrzeit im Dunkeln wurden die Zeiger und Indizes mit Leuchtmittel ausgestattet. Zudem verfügt die Dreizeigeruhr über einen Sekundenstopp – sobald man die Krone aufgeschraubt und herausgezogen hat, stoppt der Sekundenzeiger. Neben dem Gigandet-Logo auf 12 Uhr gibt es noch den Hinweis auf 6 Uhr: „Automatik 42h Professional“, was auf die Gangreserve des Uhrwerkes von 42 Stunden hinweisen soll. Zudem wurde noch die Wasserdichte von „300 m = 1000 ft“ darunter erwähnt. Das komplette Zifferblatt mit den Beschriftungen, Zeigern und Indizes macht einen guten und für diese Preisklasse fein verarbeiteten Eindruck.
Was ich erst auf den zweiten Blick bemerkt habe, ist die Zahl auf der 6-Uhr-Position, welches wohl die Fertigungsnummer angibt: Auf meiner Variante ist es die „1831“.
Geschützt wird das Zifferblatt von einem kratzfesten Mineralglas mit Antireflexions- und Saphirbeschichtung. Das Glas fühlt sich wertig an und hält bisher auch, was es verspricht.
Zuverlässiges Innenleben
Im Inneren tickt ein Seiko/TMI NH35A (NH35) Automatikwerk, welches bei vielen Uhren in dieser Preisklasse zum Einsatz kommt. Eine gute Wahl, da es als sehr zuverlässiges und robustes Werk gilt.
Nachdem die verschraubte Krone gelöst wurde, kann man das mechanische Werk aufziehen. Das Einstellen der Zeiger und des Datums erfolgt problemlos und sehr leichtgängig. Nachdem die Krone wieder verschraubt wurde, beginnt die Uhr sofort ihre Arbeit. Ich muss zugeben, dies erledigt die Sea Ground wirklich sehr gut, denn laut Seiko/TMI hat das Kaliber NH35 eine Gangabweichung von -20 bis +40 Sekunden pro Tag. Die Uhr, die mir vorliegt, weist jedoch nur eine Gangabweichung von + 5 Sekunden pro Tag auf. Weitere Informationen zu dem Uhrwerk gibt es im Datenblatt des Herstellers.
Da es sich um eine Automatikuhr handelt, benötigt die Sea Ground Energie in Form von Bewegung, damit der Rotor in Schwung kommt. Die Gangreserve beträgt rund 42 Stunden, danach hört die Uhr auf zu ticken und muss wieder manuell in Gang gesetzt werden. Wer die Sea Ground jedoch täglich trägt, sollte keine Angst haben, dass sie einfach stehen bleibt. Wer aber auf Nummer sicher gehen möchte, für den wäre ein Uhrenbeweger als praktische Aufbewahrung zu empfehlen.
Ein Zwischenergebnis
Zugegeben: Ich bin kein Freund von viel Farbe an einer Uhr, jedoch hat mich die Farbkombination von Dunkelblau und Gunmetal der Gigandet Sea Ground G2-022 mehr als begeistert. Das verwendete Material sowie das Uhrwerk sind hochwertig und gut verarbeitet für diese Preisklasse. Sollte man sich für die Gigandet entscheiden, wird man sicher lange Freude daran haben, da die Sea Ground eine echte Alltagsuhr ist, die auch außerhalb des Wassers eine sportliche Figur macht.
Leider habe ich nach vielen positiven Worten, auch etwas an der Sea Ground auszusetzen. Das dunkelblaue Nylon-Armband auf Lederbasis mit mattierter gunmetal Dornschließe sieht auf den ersten Blick wirklich toll aus und auch passend zur Uhr. Nach kurzem Tragen juckte und zwickte es mich jedoch am Handgelenk und ich musste es leider wechseln. Da es eine Taucheruhr ist, entschied ich mich für ein Silikonarmband von Archer Watch Straps in Mitternachtsblau. Toller Tragekomfort, wasserdicht, schmutzabweisend, für meinen Urlaub war es perfekt. Ich habe es seitdem auch einfach dran gelassen.
Technische Daten
Bezeichnung | Gigandet Sea Ground G2-022 |
Gehäuse | Edelstahl mit Beschichtung |
Maße | Durchmesser: 43 mm Höhe: 14,8 mm Gewicht: 109 g |
Farbe | Gunmetal (Dunkelgrau) |
Zifferblatt | Dunkelblau, geschliffen |
Glas | Kratzfestes Mineralglas mit Antireflexions- und Saphirbeschichtung |
Funktionen | Datumsanzeige, Drehbare Lünette,Verschraubte Krone, Datumslupe, Verschraubter Gehäuseboden, lumineszierende Zeiger und Indexe |
Uhrwerk | Automatik, Seiko/TMI NH35 |
Armband | Blaues Textilarmband |
Bandanstoß | 22 mm |
Preis | 159,00 Euro |
Weitere Informationen gibt es bei Gigandet.
Empfehlen kann ich die Gigandet Sea Ground G2-022 jedem, der eine sportliche Einstiegsuhr in die Automatikwelt sucht. Gigandet bietet ein hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis und der Langzeittest zeigte, dass die Uhr eine echte Alltagsuhr ist, die auch Abseits des Wassers eine super Figur macht. Lediglich das Armband hat mich nicht überzeugt, aber dafür bietet Gigandet ja noch viele andere Alternativen an.
★★★
Der Uhrenkavalier